Logistik im Schwitzkasten von Corona
COVID-19 und die Auswirkungen auf die Weltwirtschaft
Das Coronavirus hat die gesamte Weltwirtschaft in kurzer Zeit mehr oder weniger lahmgelegt. Vor allem den (stationären) Einzelhandel trifft die Krise schwer. Viele, wenn nicht alle, Ladenflächen und Geschäfte sind geschlossen. Davon ausgenommen – weitestgehend – sind die B2C-E-Marketer. Denn abseits aller Maßnahmen und Regelungen zur Eindämmung der Pandemie arbeitet der E-Commerce-Sektor quasi abgekapselt und autark mit Vollbeschäftigung. Gerade weil der komplette Instore-Handel am PoS pausiert. Denn online wurde auch schon vor Corona auf Teufel komm raus geshoppt – rund um die Uhr, orts- sowie zeitunabhängig. Und mittlerweile kommen eben noch all jene dazu, die kaufen wollen oder müssen, dies aber nicht wie gewohnt können. Daher ist es spätestens jetzt an der Zeit, das Geschäftsmodell umzustellen und auch online zu verkaufen – so können Sie Ihre (Stamm-)Kunden auch weiterhin bedienen.
Kritischer schaut es da für die produzierende B2B-Industrie aus. Diese ist nämlich von vielen Faktoren abhängig und auf die unterschiedlichen Komponenten und Bauteile der Zulieferer angewiesen.
»Gamechanger« Corona ordnet die Branchen und Weltwirtschaft neu
In der aktuellen Krisensituation bedarf es einer angemessenen Kostenkalkulation im eigenen Business. Dazu könnten wir die verschiedenen Branchen nach ganz neuen Gesichtspunkten aufteilen oder definieren. Welche Branche kann direkten (Menschen-)Kontakt vermeiden und dabei gegebenenfalls sogar noch Gewinn daraus ziehen?
Bis dato irrelevante Betrachtungsweisen und Blickwinkel werden ganz plötzlich zu signifikanten Kriterien und entscheidenden Business-Faktoren. COVID-19 könnte die Welt(wirtschaft), wie wir sie kennen, nachhaltig verändern und auf den Kopf stellen. Die Krise zeigt nämlich die globalen Abhängigkeiten. Welche Lehren und Konsequenzen ziehen Unternehmen und ganze Systeme nun daraus? Werden wir weitermachen wie bisher und auf vielen Kontinenten verteilt produzieren lassen? Oder bauen wir einen eisernen Bestand an regionalen Produktionskapazitäten auf? Die lokale Wirtschaft würde zweifelsohne davon profitieren, die Idee der Globalisierung allerdings weniger. Vermutlich wird sich dann vieles in Richtung sanfter Protektionismus verschieben. B2C-Shops werden davon allerdings wenig bis gar nichts registrieren. Im Gegenteil. Gerade im Cross-Border-Commerce steckt weiterhin enorm viel Potenzial, dass Sie als Händler unbedingt nutzen sollten.
Micha Augstein
Symbiose »Logistik & E-Commerce« steht auf dem Prüfstand
Auch die Logistikbranche steht vor neuen Herausforderungen. Denn vorbereitet war niemand. Wie auch? Wer denkt sich schon solch ein Szenario aus? Nun muss man aber damit leben, die Situation annehmen und das Beste daraus machen.
Fakt ist, dass bis zum Ausbruch der vorerst lokalen Epidemie eine kontaktlose Übergabe einer Sendung – zumindest in Deutschland – undenkbar war. Das ist nun bekanntlich anders. Was wir jetzt brauchen sind digitale Innovationen und Weiterentwicklungen. Wenn nicht jetzt die digitale Transformation, wann dann? Tracking, Sendungsannahme, Paketöffnung, Retourenmanagement … alles muss optimiert und digitalisiert werden. Kontaktlose Übergaben von Sendungen werden vom Zusteller im Beisein des Empfängers quittiert. Das ist in der jetzigen Situation absolut zeitgemäß. Allerdings ist man da, mal ganz nebenbei, in anderen Ländern deutlich weiter als in Deutschland. Jetzt zeigt sich innovativer Unternehmergeist. Händler sollten mit ihren Kunden über ihre Sorgen und Probleme beim Empfangen der Ware sprechen. Daran angepasst sollte auch ein Zulieferer ausgewählt werden, der schlussendlich den Kunden schützt. Denn gesunde Kunden kommen wieder.
Stadt. Land. Fluss. – Roadmaps der Zustellung werden neu kartographiert
Die Logistikbranche muss sich neu erfinden und den Umständen anpassen. Das bedeutet auch, dass Prozesse neu strukturiert werden müssen. Welche Waren können über Land bewegt werden, welche nicht?
Auf dem Landweg – gemeint ist hier Europa bis zu drei Transport-Tagen entfernt – wird alles mehr oder weniger stabil bleiben. Etwaige Verzögerungen durch Kontrollen bei Grenzübertritten muss man jetzt einkalkulieren. Schwierig wird es, wenn ein Land wie beispielsweise Polen seine Grenzen dichtmacht und »wirklich alles« kontrolliert was importiert wird. Hier wird es zu Staus kommen. Es sind letztlich jedoch nur Verzögerungen und keine Sackgassen.
Wenn man von Luftbrücken spricht, hätten wohl die wenigsten von uns an das Jahr 2020 gedacht. Und doch ist es so. Wir reden hier allerdings nicht von Cargo-Flügen innerhalb der EU, sondern von Sendungsströmen, die anders nicht zu leisten oder zu managen sind. Also Nord- und Südamerika, Ozeanien und Asien. Hier können wirklich nur Carrier und Logistiker mit eigenem Flugpark operieren.
Das sind ausschließlich die großen Expressdienstleister und Big-Player wie UPS, FEDex oder DHL Express. Und selbst die stoßen schon an ihre Kapazitätsgrenzen. Frachträume werden mittlerweile meistbietend verkauft. Das kann für Händler zu deutlichen Mehrkosten beim Versand ins Ausland sorgen. Man sollte also abwägen, ob sich ein Versand in bestimmte Regionen oder Länder lohnt.
Pakete aus Risikogebieten schüren Ängste
Ein häufiges Problem, das übrigens Logistiker, Händler und Endkunden gleichermaßen teilen: Angst und Respekt vor Sendungen aus Risikogebieten. Grundsätzlich kann aktuell jedes Paket gefährlich sein. Wobei über die Lebenszeit des Virus’ auf Oberflächen bislang wenig bekannt ist. Man geht hier von ein paar Stunden aus, je nach Verpackungsart. Laut einer medRxiv-Studie sind Kartonagen nach 24 Stunden so gut wie unschädlich und bereits nach zwölf Stunden wieder in einem vertretbaren Rahmen. Plastikoberflächen sind demnach nach 72 Stunden »dekontaminiert« und nach circa 48 Stunden in einem annehmbaren Bereich. Das sollten Händler zum Schutz ihrer Mitarbeiter und auch ihrer Kunden beachten. Entsprechend wichtig ist deshalb auch die Auswahl des Verpackungsmaterials. Wo es vermeidbar ist, sollte zurzeit besonders auf Plastik verzichtet werden.