Interview zur Zukunft der Kassensysteme
Herr Dachs, als Product Owner bei plentymarkets sind Sie stets am Puls der Zeit und kennen die neuesten Trends. Wie sieht Ihrer Meinung nach die Zukunft der Kassensysteme aus?
Leider verfüge ich nicht über hellseherische Fähigkeiten (lacht), aber grundsätzlich kann man schon sagen, dass Kassensysteme aktuell an Komplexität gewinnen – hardware- und softwaretechnisch. Das hängt mit den neuen Wertströmen im Einzelhandel zusammen, also den notwendigen Veränderungen und Bemühungen zum Fortbestand des stationären Handels. Ein Beispiel für den aktuellen Wandel ist die Vorgehensweise von Zalando, bei der das Unternehmen mit lokalen Handelspartnern kooperiert und so eine möglichst zeitnahe Lieferung ermöglicht. Außerdem werden mit Handyguthaben, Gutscheinkarten von anderen Unternehmen (z.B. Amazon, Thalia, etc.) und Tickets heute Produkte verkauft, die man vor wenigen Jahren noch nicht auf dem Schirm hatte und die eine andere Bearbeitung erfordern. Und dann spielt das Thema Prozessautomatisierung im Einzelhandel natürlich eine große Rolle. Der „klassische“ Kassierer wird zunehmend durch SB-Kassen und Bezahlautomaten ersetzt, wodurch früher oder später weniger Personal benötigt wird. Die eher anspruchsvolle Sales-Arbeit könnte stattdessen von wenigen hochqualifizierten PoS-Managern übernommen werden.
Warum hat sich plentymarkets – als „klassischer” Online-Anbieter – dazu entschieden, ein PoS-kompatibles System zu entwickeln?
Ja, korrekt, die Kernkompetenz von plentymarkets liegt im Bereich E-Commerce. Seit 2016 arbeiten wir aber an der Kassenlösung plentyPOS – übrigens ein recht umfangreicher Prozess, wie wir schnell festgestellt haben. Der Grund für die Entwicklung von plentyPOS war der Wunsch nach einer Vereinfachung etablierter Vorgehensweisen im Omnichannel-Bereich. Wir haben uns mit Themen beschäftigt, die unserer Meinung nach noch viel zu kompliziert sind, beispielsweise die mobile Abwicklung von Aufträgen auf Messen. Außerdem haben wir eng mit unseren Kunden zusammengearbeitet, die immer wieder bestimmte Features am Kassensystem vermisst haben. So haben wir unsere Omnichannel-Lösung nach und nach weiter ausgebaut, was wir sicherlich auch in Zukunft tun werden.
Zählen zu Ihren Kunden eher Online-Händler, die am PoS Fuß fassen wollen oder handelt es sich eher um rein stationäre Händler, die online aktiv werden möchten?
Wir bedienen beide Zielgruppen, wobei die Initialzündung eher von bestehenden plenty-Kunden mit E-Commerce-Lösungen und zusätzlichem Kassensystem ausging. In Zukunft wollen wir uns möglichst breit aufstellen und den Online-Handel beim Vor-Ort-Verkauf beratungsintensiver Produkte unterstützen – z. B. bei Lagerverkäufen oder auf Messen – und dem stationären Handel das Thema Multichannel schmackhaft machen. Zu unserer Zielgruppe gehören im Übrigen auch “Pure-Player“, die nur stationär verkaufen. Hat der Händler mehrere Filialen oder Kassen in seinem Laden, hat er mit unseren cloud-basierten Lösungen die Möglichkeit des zentralen Bestandsabgleichs. Weitere Vorteile von plentyPOS sind die zentrale Benutzerverwaltung, das zentrale Berichtswesen und die Möglichkeit zur übergeordneten Auswertung. Die Wartung des Systems ist besonders einfach und die nötigen Updates zur Aktualisierung können direkt im PlayStore oder AppleStore heruntergeladen werden. Überdies ist die Startinvestition gering und skalierbar, da keine teure Hardware nötig ist und das plentyPOS System in alten Tarifen kostengedeckelt und in neuen Tarifen festpreisig abgerechnet wird, was risikoarm und besonders für Start-ups sehr attraktiv ist. Alles in allem kann man sagen, dass unser System für alle Zielgruppen signifikante Mehrwerte bietet, die wir durch den engen Kundenkontakt weiter ausbauen. Um die Vorteile unserer Lösung vollumfänglich genießen zu können, kann eine gewisse Internetaffinität natürlich nicht schaden.
Sie haben eben das Thema Kosten angesprochen. Von welchem Betrag sprechen wir hier genau?
Generell wird bei plentymarkets auftragsbasiert abgerechnet. Zu einer gewissen Grundgebühr pro Auftrag kommt ein variabler umsatzbedingter Anteil. Bei plentyPOS arbeiten wir hingegen mit einer Pauschale: Pro Monat und gebuchter Kasse berechnen wir 39 Euro. Dazukommende Aufträge anderer Herkunft – also zum Beispiel Aufträge aus dem Webshop oder von Marktplätzen – werden weiterhin auftragsbasiert abgerechnet.
Wie funktioniert das System genau? Gibt es eine On-Premise Lösung oder ist es vollständig cloudbasiert?
plentyPOS ist vollständig cloud-basiert, da der Betrieb auf dem eigenen Server viel zu wartungsintensiv wäre. Um dem eher traditionell eingestellten Handel die Sorge vor Ausfällen zu nehmen, arbeiten wir mit den Kollegen von plentyBase aktuell an einer ausfallsicheren Lösung. Durch regelmäßige Synchronisationen bzw. Abgleiche von Artikeldaten kann der Händler – mit wenigen Einschränkungen – handlungsfähig Komplettaufträge anlegen. Wir investieren stark in das Thema Ausfallsicherheit und werden diese im Laufe des Jahres veröffentlichen.
Kann der Online-Händler im Checkout dieselben Zahlarten anbieten wie im stationären Ladengeschäft? Beispielsweise auch den easyCredit-Ratenkauf?
Nun, das ist folgendermaßen: Es gibt keinen Automatismus dafür, jede Zahlart aus dem Webshop automatisch auch bei plentyPOS nutzbar zu machen. Aber wir können Payment-Plugins schreiben und einbinden, woran wir aktuell intensiv arbeiten. Selbstverständlich bieten wir bereits eine Reihe von Basics an: Zum Beispiel den Barverkauf, ZVT-Plugins für die großen Gerätehersteller, damit die EC-Terminals funktionieren oder auch unser SumUp-Plugin für Android-Devices. Da wir den easyCredit-Ratenkauf als spannendes Produkt erachten, bin ich mir nach einigen Gesprächen mit der TeamBank ziemlich sicher, dass wir auch dafür ein Plugin schreiben werden.